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Layang Layang ( Malaysia )

A Drop in the Ocean

Treffender könnte der  Untertitel eines Tauchführers des im Südchinesischen Meer liegenden Korallenatolls nicht sein. 300 km nordwestlich der Küste Sabahs liegt die von Menschenhand aufgeschüttete Insel.
Wie ein Tropfen geformt erhebt sich das im Umfang 17 km große Korallenatoll aus dem Südchinesischen Meer. Der Meeresboden fällt hier überall schnell auf 2000m ab. Strömung, Wellengang und vom Wind ungeschützte Tauchplätze sind der Preis für unvergessliche Tauchgänge.


Wir sind eine Gruppe von acht Tauchern. Über Kuala Lumpur fliegen wir nach Kota Kinabalu. Da es erst am nächsten Morgen weiter geht, ist Bummeln in der 130 000 Einwohner großen Hafenstadt Sabahs die Alternative zum Ausschlafen. Leider ist durch den Tropenregen der Blick auf den mit 4100 m höchsten Berg Südostasiens, den Mount Kinabalu, versperrt.


Am nächsten Morgen checken wir im Terminal 2 zu unserer letzten Etappe ein. Nicht nur unser Gepäck, auch die Personen werden gewogen, alles zusammen als zu schwer befunden und gegen eine geringe Gebühr steigen wir dennoch in die zweimotorige russische „Antonow“ ein. Nach einer Stunde Flug landen wir auf Layang Layang. Die Formalitäten werden zügig erledigt, denn wir wollen noch zwei Tauchgänge unternehmen. Der Tagesablauf ist gut durchorganisiert: 7°° Aufstehen und kurzes Frühstück; 8°° erste Ausfahrt, 10°° ausgiebiges Frühstück, 11°° zweite Ausfahrt, 13°° Mittagessen, 15°° dritte Ausfahrt. 17°° Tea-Time und später Abendessen. Da kommt selten Langeweile auf.


Unser Tauchguide  ist ein sehr gut deutsch sprechender Australier. Er macht uns mit den Gepflogenheiten der Basis vertraut: Ausschließlich geführte Drifttauchgänge, max. 1 Stunde Tauchzeit, max. 40 m Tiefe, Alkoholverbot tagsüber. Das ist sinnvoll. Denn die nächste Druckkammer steht im  300 km entfernten Kota Kinabalu. Da sind die Vorsichtsmassnahmen verständlich. Sie werden übrigens auch kontrolliert! Um der Dehydratation vorzubeugen steht jederzeit kostenlos gekühltes Trinkwasser zur Verfügung.

Gleich bei der ersten Ausfahrt mit den bis zu 260 PS starken Booten werden wir von Delphinen begleitet. Der Tauchgang im bis zu 29° warmen Wasser zeigt uns die Charakteristik des Tauchgebietes: Riffdach, leichter Hang und Steilwand. Schwärme Makrelen und Barakudas, Thune, Weißspitzenhaie, weder von Tauchern noch durch Bleaching geschädigte Korallen, mannsgroße Tonnenschwämme und riesige Mördermuscheln. Die in der stetigen Strömung sich wiegenden Fächer- und Peitschenkorallen kommen schon in geringer Tiefe vor. Ebenso die Schwarze Koralle.

Am nächsten Tag steht ein High-Light an: Sharks CaveDiese Grotte in der gewaltigen Riffwand liegt auf 25 m. Leider sind die Haie gerade nicht da. Sie begegnen uns aber während des Tauchganges. Majestätisch patrouillieren sie im Blau. Graue Riffhaie sind auch dabei. Dieser Tauchplatz geht in „D-Wall“ über, den wir als erstes am nächsten Tag besuchen. Eine zwischen 20-40 m nach hinten abfallende Wand. In 40 m befindet sich ein schmales Sandplateau. Dort fällt die Steilwand senkrecht auf 2000 m ab. Langsam aufsteigend lassen wir uns von der Strömung treiben, sehen einen grossen Napoleon, weidende Schildkröten, Thunfische und die obligatorischen Haie. Auch ein Hammerhai ist auszumachen. Schulen dieser graziösen Tiere lassen sich bis etwa April/ Mai blicken. Ebenso Mantas. Im Juni sind sie nur einzeln anzutreffen.
Nach 45 Minuten Drift belichten wir den Restfilm mit kleinen Motiven im strömungsgeschützten Riffhang.


Der gegenüber der Landebahn befindliche Tauchplatz „Wreck-Point“ lässt ein Wrack vermuten.
Es sind aber nur einige Schrottteile anzutreffen, der Rest liegt wohl in unerreichbaren Tiefen. Diesmal ist ein Makroobjektiv angebracht. Auf dem schneeweissen Sandgrund kriechende Nacktschnecken, Porzellankrabben in den riesigen Anemonen sind die auffälligsten kleinen Dinge hier.


Am dritten Nachmittag begegnen wir bei der Ausfahrt einer Schule Melonenkopf-Walen. Als wir zum Schnorcheln ins Wasser gleiten sind sie zunächst verschwunden. Nur hören können wir sie deutlich. Wir lassen uns treiben um ihre Neugierde zu wecken, was uns auch gelingt. Sie kommen näher. Nach 20 Minuten wird es ihnen zu langweilig und sie verlassen uns wieder. Am Abend sehe ich sie nochmals, als sie in der untergehenden Sonne am Ufer vorbei schwimmen. Ich vermisse mein 300er Teleobjektiv.

Der Tourismusminister Malaysias besucht die Insel. Wir werden nach unseren Eindrücken befragt, dem Tauchen hier und im Vergleich zu anderen Gebieten. Außerdem ist der amerikanische Haifotograf Doug Perrine hier. Er sucht Fuchshaie. Mit dem halboffenen Kreislaufgerät versucht er, möglichst nah an die Haie heranzukommen. Ebenso machen wir die Bekanntschaft eines sympatischen älteren Herrn. Als wir die Adressen austauschen stellt sich heraus, dass der engagierte Taucher der Botschafter Kolumbiens ist.

In der Vogelkolonie ist man übrigens nicht allzu gerne gesehen. Da Brutzeit ist, fliegen die „Layangs“, die der Insel übrigens ihren Namen gaben, sehr tief und man ist gut beraten, Abstand zu halten.
Layang Layang wurde Anfang der 90er Jahre „erbaut“. Vorher nur Marinestützpunkt, entschloss sich die malaiische  Regierung eine feste Insel zu erbauen. Dazu holte man das Material aus der Lagune, vom Festland Holz für die Gebäude und Steine zur Uferbefestigung. Die Länge von 1,2 km wird von der Landebahn vorgegeben. Die Breite von ca. 200 m von der Riffbreite. Im nördlichen Drittel liegt der Marinestützpunkt, im mittleren Teil das „Island Resort Hotel“ mit Tauchbasis und technischen Einrichtungen. Der Rest ist den Seevögeln vorbehalten. Innerhalb zehn Jahre hat man ein Paradies für Taucher erschaffen. Als andere Zerstreuungen werden Lesen, Video, Fernsehen, Tischtennis und direkt neben der Landebahn Volleyball geboten. Eine Badeinsel ist Layang Layang aufgrund eines fehlenden Strandes nicht. Die Zimmer des „Island Resort Hotels“ sind modern mit Klimaanlage, Kühlschrank und Fernseher mit DVD ausgestattet. Rund um die Uhr stehen Kaffee, Tee, Wasser und Saft kostenlos zur Verfügung.

Während der letzten drei Tage werden wir Opfer eines über Südostasien liegenden Tiefdruckgebietes. Anhaltender Sturm und zeitweise heftige Schauer machen die Ausfahrten zu derben Schaukelpartien. Die Tauchfreude wird nur bei den Weitwinkelfotografen geschmälert. Der Blick aufs Kleine offenbart viel Neues, auch an den bekannten Plätzen. Z.B. einen Schaukelfisch, der nach dem Blitzlichtgewitter der Fotografen sicherlich zeitweise blind war. Ein zusätzlicher Tauchgang in der Lagune lenkt die Aufmerksamkeit auf die Kinderstube eines Korallenriffs. Am Tag vor dem Abflug wird nur vormittags getaucht. Jetzt dürfen wir auch mal zum Mittagessen ein Bier trinken.

Eine lange, anstrengende und kostenintensive Anreise und nicht ganz einfache Tauchbedingungen werden hier keinen Massentourismus aufkommen lassen. Wenn man bedenkt, dass drei Tauchgänge pro Tag, Vollverpflegung und teilweise Getränke inclusive sind, relativiert sich der vermeintlich hohe Reisepreis doch etwas. Ausserdem gibt es sie hier noch: die unzerstörten Riffe, Hochseebedingungen mit allen Vor- und Nachteilen, eine Meeresfauna und Drop-Off´s wie man sie noch nicht gesehen hat. Und das alles vom Feinsten.

INFO (u.a.):
Extratour Tauch-&Kulturreisen, Bühlstr. 18; 37073 Göttigen; Tel: 0551-42664
Orca Reisen; Kufsteiner Str. 55; 83022 Rosenheim; 08031-18850

 
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